Dachlandschaft von Schlitz.
© AdobeStock/Roman
Dach

Dächer haben Potenzial

Ob ausgebautes Dachgeschoss oder „Kaltraum“, das Dach ist ein wesentliches Bauteil eines Gebäudes. Es muss dicht sein, Niederschlägen, Sonneneinstrahlung und Stürmen standhalten. 

Unterschiedliche Arten von Dachdeckungen aus verschiedenen Epochen prägen die Dachlandschaften in Hessen. Neuerdings gibt es auch Dachpfannen, die mit Photovoltaik ausgestattet sind. Unsere Dachlandschaft kann viel zum Klimaschutz beitragen. Erkennen und nutzen Sie die Potenziale!

Vor den Dacharbeiten

Eine statische Berechnung oder Begutachtung ist vor einem Aufbau der Anlagentechnik notwendig. Dabei finden Sie heraus, ob das Dach nach der Sanierung für den Aufbau einer Anlagentechnik geeignet ist. 

Dämmung der obersten Geschossdecke

Bevor Sie das gesamte Dach dämmen, sollten Sie prüfen, ob eine Dämmung der obersten Geschossdecke ausreicht. Oft ist diese Maßnahme einfacher und günstiger durchzuführen. Energetisch betrachtet ist diese Maßnahme sinnvoll: das Haus gewinnt an Kälteschutz und der Hitzeschutz wird verbessert.

Zwischen den historischen Holzbalken finden sich in Fachwerkbauten meist allerhand Materialien aus zurückliegenden Bau- und Nutzungszeiten. Dazu zählen Lehm, Steine oder Ofenschlacke, derlei Materialien sollten bei der Sanierung nicht entfernt werden, sondern die Hohlräume lediglich mit Naturdämmstoffen geschlossen werden. Die vorhandenen Materialien stellen bereits eine Dämmschicht dar, zudem sorgen sie für den notwendigen Schallschutz. Zusätzlich kann oftmals eine begehbare Dämmung aufgebracht werden.

Durch die Dämmung der obersten Geschossdecke im Dachraum können Sie die Energiebilanz Ihres Gebäudes erheblich verbessern. Der Dachraum bleibt als „Kaltdach“ erhalten und die Dachkonstruktion sichtbar.

Dachsanierung

Steht eine Dachsanierung, zum Beispiel eine Neueindeckung, an, kann diese bei Bedarf zeitlich mit dem Aufbau einer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage verbunden werden. Das hat den Vorteil, dass das Gerüst für zwei Maßnahmen genutzt werden kann und die Gerüstkosten im Rahmen der energetischen Sanierung gefördert werden.

Fragen Sie nach:

  • Ist der sommerliche Wärmeschutz ausreichend?
    Eine Dämmung als Zwischen- oder Aufsparrendämmung sorgt dafür.
  • Hält die aktuelle Dachkonstruktion eine Solaranlage aus?
    Vor Aufbau der Anlagentechnik statische Berechnung oder Begutachtung durchführen lassen.
  • Kann die Dachsanierung zeitlich mit dem Aufbau einer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage verbunden werden?
    Das spart Gerüstkosten.
Klimafreundliches Dach

Graue Energie und CO2-Bilanz sollten bei der Dachsanierung berücksichtigt werden. Wenn Sie auf die Qualität, Herkunft und Langlebigkeit der Baumaterialien achten, leisten Sie einen guten Beitrag zum Klimaschutz. Historische Dachziegel sind oftmals sehr haltbar. Intakte Dachziegel können wiederverwendet und gegebenenfalls ergänzt werden.

Dämmung als Zwischen- oder Aufsparrendämmung

Zwischensparrendämmung und Aufsparrendämmung sind zwei verschiedene Methoden der Dachdämmung, die in der Gebäudeisolierung verwendet werden, um die Energieeffizienz zu verbessern. Der Hauptunterschied zwischen ihnen liegt in der Art und Weise, wie die Dämmung im Dachaufbau platziert wird.

    Historische Ziegel
    © Diana Wetzestein

    Ob eine Zwischensparrendämmung oder eine Aufsparrendämmung die richtige Wahl ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Denkmalpflege legt Wert darauf, dass das historische Erscheinungsbild mit schmalen Dachkanten und typischen Baudetails wie Ortgangbrettern und Zahnleisten gewahrt bleibt. Zugleich gibt es bedeutende Dachstühle, die im Inneren nicht verdeckt oder verändert werden sollten.

    Unterschiedliche Dachdeckungen und Dachkonstruktionen erfordern einen hierauf konstruktiv abgestimmten Dachaufbau. Eine Hinterlüftung der Dachhaut (z. B. durch eine Konterlattung) oberhalb der Dämmung und unterhalb der Dachhaut ist, abhängig vom Deckungsmaterial, in der Regel sinnvoll.

    Beide Methoden, die auch kombiniert werden können, haben grundsätzlich Vor- und Nachteile:

    Bei der Zwischensparrendämmung wird die Dämmung zwischen der Innenverkleidung und den Sparren positioniert. Die Dämmung liegt also innerhalb des Dachaufbaus, dadurch bleibt das äußere Erscheinungsbild des Daches erhalten. Die Dampfbremse zwischen Innenverkleidung und Dämmung muss lückenlos verlegt werden, um Schäden durch eindringende Wohnfeuchte zu verhindern. Es ist also die sorgfältigste handwerkliche Ausführung notwendig, um spätere Schäden an der Konstruktion zu vermeiden.

    Im Überblick:

    • Vorteile: Beeinträchtigt nicht das äußere Erscheinungsbild des Daches. Inneren bleiben nur die Dachbinder sichtbar, Sparren werden verdeckt.
    • Nachteile: Falsche Ausführung verursacht konstruktive Schäden am Dachstuhl.
    • Hinweis: Es ist die sorgfältigste handwerkliche Ausführung notwendig, um spätere Schäden zu vermeiden.

      Bei der Aufsparrendämmung wird die Dämmung auf einer Unterkonstruktion auf der Oberseite der Sparren angebracht. Das beeinflusst das äußere Erscheinungsbild. Denn die Deckung mit Lattung und Unterspannbahn wird um diesen Aufbau angehoben. Ortgang und Traufe verändern sich und der First wird erhöht. Eine sehr sorgfältige Detaillierung der Anschlüsse außen und eine auf das Dach abgestimmte Schichtdicke ist erforderlich, damit die Dämmung nicht störend aufträgt.

      Wenn historische Gauben vorhanden sind, ist eine Aufsparrendämmung in der Regel schwierig, da die Gauben und sonstige Dachaufbauten in der Dachfläche optisch versinken und auch die Anschlussdetails für die Entwässerung nicht mehr funktionieren würden.

      Im Überblick:

      • Vorteile: Dämmung und Dampfbremse können lückenlos verlegt werden, keine Beeinträchtigung des Innenraums.
      • Nachteile: Kann die Dachkonstruktion beeinflussen, kann das äußere Erscheinungsbild des Daches verändern.
      • Hinweis: Eine Aufsparrendämmung sollte das äußere Erscheinungsbild nicht störend verändern – etwa durch einen sichtbaren starken Aufbau der Dämmung. Deshalb sind die Trauf- und Giebelansichten sorgfältig zu detaillieren.

      Auch eine Untersparrendämmung kann im Einzelfall eine Möglichkeit sein. Jedoch führt diese zu einer Verkleinerung des Innenraums und zu einem Verdecken eines historischen Dachstuhls.