Bau eines Nahwärmenetzes.
© Diana Wetzestein
Wärme und Strom

Erneuerbare Energie im denkmalgeschützten Haus

Mit Umsicht und Fingerspitzengefühl kann auch bei alten und denkmalgeschützten Gebäuden die Heiztechnik auf Erneuerbare Energien umgestellt werden. 

Diese Fragen stehen am Anfang dieses Prozesses:

  • Gibt es Quartierslösungen für die Wärmeversorgung oder Gemeinschafts-PV-Anlagen in Ihrer Umgebung? 
  • Welches Potenzial hat Ihr Grundstück an weniger einsehbaren Flächen z. B. für Solaranlagen? 
  • Welche Konstruktion und welche Heizflächen weist Ihr Gebäude auf?
  • Welchen Energiebedarf haben Sie?

Hier stellen wir Ihnen verschiedene Technologien im Überblick vor:

Wärmenetz

Ein Wärmenetz (Nah- oder Fernwärme) bietet die Möglichkeit, viele Gebäude mit Wärme zu versorgen, die aus zentralen Heizquellen stammt. Ein Anschluss an ein Wärmenetz ist zu empfehlen. Wenn Ihr Gebäude nicht an ein kommunales Wärmenetz angeschlossen werden kann, prüfen Sie erst einmal, ob es vielleicht weitere Gemeinschaftslösungen (z. B. über das Projekt Energetische Quartierssanierung) gibt oder geben könnte.

Wenn auch Ihre Kommune eine kommunale Wärmeplanung durchführt, werden Sie bald erfahren, ob auch Ihr Haus angeschlossen werden kann. Ein Anschluss ist besonders in eng bebauten Altstadtbereichen eine Möglichkeit der zentralen Versorgung. Eine energetische Sanierung der Gebäude ist keine Voraussetzung für einen Anschluss, die Reduzierung des Energiebedarfes aber eine sinnvolle Vorbereitung dazu. Auch kleinere Maßnahmen an Fenstern, Türen, Dach und Keller sparen Energie ein. Der Bau eines Wärmenetzes ist dann wirtschaftlich, wenn die Wärmeabnahmemenge hoch ist und möglichst viele Gebäude angeschlossen werden können.

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Kommunale Wärmeplanung

Ab November 2023 werden Städte und Gemeinden ab 20.000 Einwohnern zu einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Sie ist die Grundlage für eine strategische Planung und Organisation der Wärmeversorgung in einer Gemeinde oder Stadt. Sie umfasst die Analyse der vorhandenen Wärmequellen, die Identifizierung von Potenzialen für erneuerbare Energien und die Entwicklung von Maßnahmen zur effizienten Wärmenutzung.


Wärmepumpe

Die Wärmepumpentechnik stellt eine Alternative zu fossilen Brennstoffen dar. Ein Energieberater mit Schwerpunkt Heiztechnik kann darüber Auskunft geben, ob das auch bei Ihrem Gebäude der Fall ist und welche Maßnahmen Sie gegebenenfalls noch durchführen müssten, um mit dieser Technik effektiv heizen zu können.

Bei energetisch unsanierten Gebäuden – darunter fallen auch viele Denkmäler – ist der Wärmeverbrauch oftmals hoch. Nach einer energetischen Sanierung kann dieser signifikant sinken. Das muss bei der Planung der neuen Anlagentechnik berücksichtigt werden. 

Ist dieser Verbrauch niedrig genug und kann er aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, kann eine Wärmepumpe in Betracht kommen. Diese Technik benötigt niedrige Vorlauftemperaturen der Heizung und ausreichende Heizflächen. Sie muss optimal angepasst und auf die Nutzung abgestimmt sein.   

Wärmepumpe plus x

Für den Betrieb einer Wärmepumpe braucht es Strom. Die Kombination mit einer PV-Anlage ist darum oft empfehlenswert und die häufigste Konstellation. Vor der Installation sollte der Netzbetreiber über das Vorhaben informiert und geklärt werden, ob der überschüssige Strom der Anlage in das Stromnetz eingespeist werden kann.

Beispiele typischer Anlagenkombinationen:

  • Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik – mit und ohne Stromspeicher
  • Biomasse-Zentralheizung mit solarthermischer Unterstützung für Warmwasser und Heizung
  • Brennstoffzelle, Photovoltaik und Wärmepumpe

Nicht mehr zeitgemäß, aber noch möglich:

  • Brennwerttechnologie mit Unterstützung durch Wärmepumpe
  • Brennwerttechnologie mit Unterstützung durch Pelletofen – Anschluss an Wassertasche

Pellettheizung

Auch eine Pellettheizung kann eine sinnvolle Alternative für historische Bauten darstellen, wenn eine energetische Ertüchtigung der Außenhülle nur schwer oder nicht möglich ist. Der Grund: Eine Pelletheizung ermöglicht hohe Vorlauftemperaturen des Heizungssystems. Sie kann mit einer Solarthermie-Anlage zur Unterstützung der Wärmeerzeugung kombiniert werden. In der Regel ist ein Pufferspeicher notwendig. Er ermöglicht es, überschüssige Energie zu speichern. Die Pellets sollten nach Möglichkeit aus der Region und aus nachhaltiger Waldwirtschaft bezogen werden.

Für Lagerung und Anlage sind entsprechende Räume erforderlich – Keller in alten Gebäuden müssen aber trocken sein. In manchen Fällen muss der Kaminzug umgerüstet werden. Sprechen Sie neben der Denkmalpflege frühzeitig Ihren Bezirksschornsteinfeger an.

Ab 2024 werden Pelletheizungen nur noch in Kombination von Photovoltaik und Speicher oder Solarthermie gefördert. 


Erdwärme

Geothermie, Brunnenwasser, Eisspeicher, Erdwärme (Erdsonden und Flächenkollektoren) sind weitere – allerdings selten genutzte – Wärmequellen. Ob diese Optionen Sinn machen, können zum Beispiel Energie-Effizienz-Experten beurteilen (siehe Infokasten unten).

Geothermie Probebohrung: Bohrmaschine mit Arbeiter unter grauem Himmel.
© LEA
In zahlreichen Kommunen Hessens wurde Erkundungsbohrungen durchgeführt. Sie dienen dazu, das geothermische Potenzial zu erkunden und liefern wertvolle Daten, wie wirtschaftlich Erdwärme in einer Kommune genutzt werden kann. Eine Karte mit allen Kommunen, die an den Erkundungsbohrungen teilnahmen, finden Sie auf unserer Geothermie-Seite.
Geothermie
Erforderliche Genehmigungen

Falls Ihre Fläche in einem Natur- und Wasserschutzgebiet liegt, bekommen Sie beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) weitere Informationen. Dort finden sie auch FAQ zu Erdwärme.

Ob Sie die Erdwärme-Techniken einsetzen dürfen, müssen Sie auch mit der Unteren Wasserschutzbehörde Ihres Regierungsbezirks klären. Diese Auskünfte sind kostenpflichtig.

Informieren Sie sich zudem beim Landesamt für Denkmalpflege (LfDH), hessenARCHÄOLOGIE, ob ein Bodendenkmal betroffen ist. Ein entsprechendes Formular finden Sie auf der Seite wissenschaft.hessen.de. Ein Bodendenkmal ist ein archäologisches Objekt oder eine archäologische Stätte, das sich im Boden befindet und somit nicht direkt sichtbar ist. Es kann sich um Überreste von Gebäuden, Siedlungen, Gräbern, Straßen oder anderen menschlichen Aktivitäten handeln, die in der Vergangenheit entstanden sind.

Eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung Ihrer Maßnahme muss dann gegebenenfalls über die Untere Denkmalschutzbehörde eingeholt werden.


Fachwissen ist gefragt

Für die Versorgung mit Wärme und Strom ist umfangreiches Fachwissen notwendig. Greift man in den denkmalgeschützten Bestand ein, ist Fachkompetenz gefragt. Daher sollten Gebäudeeigentümer bereits in der frühen Planungsphase Expertinnen und Experten wie Architekten, Handwerker, Bauphysiker, Denkmalbehörden und zertifizierte Energieberaterinnen und -berater für Kulturdenkmäler einbinden. Die lassen sich auf der sogenannten Energie-Effizienz-Experten-Liste recherchieren, wenn Sie nach Eingabe der Postleitzahl rechts im blauen Menü ein Häkchen setzen, unter „Bundesförderung für effiziente Gebäude: Wohngebäude Denkmal“.