Biomasse kann Wärme, Strom und Kraftstoff liefern, steht jederzeit zur Verfügung und lässt sich gut speichern. Das macht ihre Nutzung zu einem wichtigen Teil der Energiewende.

Biomasse
„Biomasse“ ist der Oberbegriff für alle organischen Stoffe pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Dazu gehören neben Pflanzen und Tieren selbst auch anfallende Reststoffe und Ausscheidungen, wie beispielsweise Stroh und Gülle. Im weiteren Sinne zählen auch organische Stoffe dazu, die durch eine technische Umwandlung entstanden sind wie Papier oder Pflanzenöl oder Ergebnisse einer anderen Nutzung sind, was vor allem Bioabfall und Abfälle aus der Nahrungsmittelindustrie betrifft.
Aus Biomasse kann Strom, Wärme und Antriebsenergie gewonnen werden: Beispiele hierfür sind Biogas (Strom, Wärme und Kraftstoff), Holz aus Rest- und Abfallholz (Wärme), Pflanzenöle sowie Alkohol (Kraftstoff). Biogas – beziehungsweise aufbereitet als Biomethan – dient beispielsweise als Treibstoff für Erdgasfahrzeuge oder zum Betrieb von Heizungen.
Weitere Biokraftstoffe sind Pflanzenöle, die in umgerüsteten Dieselmotoren zum Einsatz kommen. Pflanzenölester, welche durch Umesterung aus Pflanzenöl und Methanol gewonnen werden, können als sogenannter Biodiesel ebenfalls in Dieselfahrzeugen eingesetzt werden. Bioethanol kann in Verbrennungsmotoren als Benzinersatz oder in Brennstoffzellen verwendet werden.

Hauptnutzung Wärmeerzeugung
In Hessen wird Biomasse vor allem zur Wärmeerzeugung genutzt. Laut dem aktuellen Energiemonitoringbericht hatte sie Ende 2023 einen Anteil von 82 Prozent an der durch erneuerbare Energien produzierten Wärme.

Das Medizintechnik- und Pharmaunternehmen B. Braun betreibt an seinem Hauptstandort in Melsungen im Schwalm-Eder-Kreis ein Holzhackschnitzelkraftwerk. Es hat eine Wärmeleistung von 21 MW, die komplett vor Ort verbraucht wird. Den entstehenden Dampf nutzt das Unternehmen für die Produktion von Infusionslösungen, insbesondere für die Sterilisation. Und der Strom aus der Anlage wird ins öffentliche Netz eingespeist.
Die Stromerzeugung aus Biomasse spielt allerdings eine deutlich kleinere Rolle als die Wärmeerzeugung. Ende 2023 gab es in Hessen insgesamt 512 Biomasseanlagen mit einer elektrischen Gesamtleitung von 287,4 MW - das entspricht 4,4 Prozent der durch erneuerbare Energieanlagen installierten elektrischen Leistung in Hessen. Die meisten Biomasseanlagen nutzen Biogas als Brennstoff, aber auch Deponie- und Klärgasanlagen zählen dazu. Im Gegensatz zur Wind- und vor allem Solarenergie findet bei der Biomasse im Stromsektor kein großer Ausbau statt.
Staatliche Förderung
Wärme- und Stromerzeugung aus Biomasse werden vom Bund gefördert.
Im Rahmen der Richtlinie des Landes Hessen zur Förderung der energetischen und stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe können Anträge auch auf die Förderung von Biomassefeuerungsanlagen und Nahwärmenetzen gestellt werden.
Am Hessischen Biogasforschungszentrum (HBFZ) im Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld forschen Expertinnen und Experten an weiteren Möglichkeiten der Nutzung von Bioenergie in den Energieversorgungssystemen der Zukunft. Das HBFZ ist eine Kooperation des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWES) mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) sowie dem Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL). Eins der Projekte erprobt das Konzept der direkten Kopplung von Biogas- und Power-to-Gas-Anlagen auf seine Einsatzmöglichkeiten im zukünftigen Energiesystem.
Vorzeigeprojekte in Hessen

Wärme aus Holz für alle
In Schönstadt, das zur Gemeinde Cölbe in Mittelhessen gehört, schaffte eine Bürgerinitiative die beispielhafte Realisierung regenerativer Energieversorgung. Einer Projektgruppe aus ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürgern Schönstadts gelang die Umsetzung der Grundidee, die noch freien Wärmekapazitäten des örtlichen Sägewerks über ein 15 Kilometer langes Rohrleitungssystem in 285 Liegenschaften des Ortes zu liefern. Damit sind ca. 80 Prozent aller Haushalte im deutschlandweit größten Nahwärmenetz in privater Hand mit regenerativer Wärme versorgt.